Die Känguru-Comics

Seit 2020 gibt es die Känguru-Comics von Marc-Uwe Kling und Bernd Kissel – bis auf sonntags oder durch verdienten Urlaub unterbrochen – täglich auf Zeit Online. Zu den Comics und damit zum Känguru und Marc-Uwe Kling bin ich aber tatsächlich erst über den den Zeichner gekommen.

Aufmerksam wurde ich auf Bernd Kissel erst im Jahr 2016. Flix brachte ein neues Comicbuch heraus: „Münchhausen – Die Wahrheit übers Lügen“. Vom Stil her orientierte sich das Buch an “Don Quijote” und “Faust” an, jedoch gab es dieses Mal einen roten Umschlag. Das war aber nicht der einzige Unterschied. Flix hatte das Buch nicht selbst gezeichnet, sondern ein gewisser Bernd Kissel. Auch wenn ich Flix‘ Stil sehr mag (sonst hätte ich die beiden Vorgänger nicht in meiner Sammlung), hat mich der Strich von Bernd direkt gefesselt. Es war der dynamische, deutlich franko-belgisch inspirierte Zeichenstil, der mich sofort gefesselt hatte.

Die Känguru-Chroniken von Marc-Uwe Kling waren mir natürlich schon ein Begriff, als Bernd Kissel auf seiner Facebook-Seite im November 2020 die Känguru-Comics ankündigte, aber ich hatte bisher nichts davon konsumiert. Also fragte ich direkt nach: „Adaptierst Du damit bereits bestehendes Material oder handelt es sich um neue Geschichten aus dem Leben der beiden?“ Die Frage kam mir vor dem Hintergrund, dass bereits im Mai 2020 eine Comic-Adaption von Klings „QualityLand“ erschienen war (gezeichnet von Zachary Tallent, erschienen beim Verlag Voland & Quist). Bernd antwortete mir daraufhin: „Alles ist komplett neu von Marc-Uwe Kling geschrieben. Ich kenne ja bereits viele Skripte und verspreche nicht zu viel, wenn ich sage: das wird sehr sehr lustig!“

Natürlich hätte ich auch eine Adaption gelesen, da ich die Chroniken ja noch nicht gelesen hatte, aber ein Comic-Strip mit den durchaus sympatischen Charakteren vor dem aktuellen Zeitgeschehen sorgte bei mir für noch größere Euphorie. Ende November veröffentlichte Bernd auf seiner Facebook-Seite die zwei Prolog-Strips, die direkt klar machten: Marc-Uwe und das Känguru sind sich bewusst, dass sie fortan auch als Comicfiguren agieren dürfen. Sie durchbrechen immer wieder die vierte Wand. Dies sollte später immer wieder aufgegriffen werden, zum Beispiel wenn Bernd es nicht schafft, den neuen Strip rechtzeitig fertig zu bekommen. So passiert das, was in einem Teaser schon angedeutet wurde: auch der Zeichner wird Teil der Story. Ich liebe sowas.

Am 1. Dezember 2020 starteten die Känguru-Comics als Online-Comic-Strip auf ZEIT ONLINE. Werktäglich erscheint ein neuer Strip, samstags sogar quasi als „Sonntagsseite“ in Farbe und umfangreicher. Dabei beleuchtet der Strip oft in durch die Protagonisten kommentierender Weise das aktuelle Zeitgeschehen. Ein sehr sympatischer Nebencharakter ist auch der Nachbar, der es immer wieder schafft, seine Tochter zu erschrecken. Die farbige Seite am Samstag bietet zum Teil etwas mehr Action, wenn Trump sich als Weltretter versteht oder ein völlig, naja sagen wir anderes Superhelden-Team gegründet wird.

Marc-Uwe Kling und Bernd Kissel, der hier zeichnerisch in absoluter Hochform ist, ergänzen sich hervorragend. Die Strips sind sehr dynamisch gezeichnet und ich muss zugeben, dass mir die schwarz-weiß (mit grauer Schattierung) gehaltenen Ausgaben unter der Woche sogar etwas besser gefallen, als die farbigen Seiten vom Samstag. Ich bin absolut begeistert von dieser Comic-Serie und hoffe, dass sie viele Fans bekommt und noch eine ganze Weile bei ZEIT ONLINE erscheint. Die aktuelle Episode erscheint jeweils im Laufe des Morgens auf der Startseite und frühere Episoden gibt es auf einer Sammelseite zu lesen. Alle weitern Ausgaben gibt es mit dem „Zeit+“-Zugang.

Mittlerweile wurde mein Wunsch von damals erhört und das erste Jahr der Känguru-Comics ist in einem schicken Hardcover mit dem Titel „Die Känguru-Comics 1: Also ICH könnte das besser“ * bei Carlsen Comics erschienen. Ich freue mich bereits auf die nächsten Sammelbände.


Bibliographische Vita

  • Bernd Kissel wurde 1978 in Saarbrücken geboren.
  • Seine öffentlichen Anfänge machte er bereits mit 14 Jahren (!) mit politischen Karikaturen für den Lokalteil der Saarbrücker Zeitung.
  • Nach dem Abitur erlernte er den Beruf des Trickfilmzeichners am „Lycée technique des Arts et Métiers“ in Luxemburg.
  • Anschließend wirkte Bernd als Background- und Propdesigner bei dem Luxemburger Trickfilmstudio „Studio 352“ an den Zeichentrickserien „Liberty’s Kids“, „Strawberry Shortcake“, „Kenny the Shark“ und „Sabrina: The Animated Series“ mit. Währenddessen war er ebenfalls Cartoonist für die Zeitschrift „Schrot & Korn“.
  • Ab 2007 kehrte Bernd zur Saarbrücker Zeitung zurück und veröffentlichte dort 100 Episoden der „SaarLegenden“ *, was zeitgleich seine erste fortlaufende Comicserie war. Diese ist in drei Alben im Geistkirch-Verlag erschienen, welche wiederum in einer Gesamtausgabe gesammelt erhältlich sind.
  • Im Jahr 2010 folgte ebenfalls für das Blatt die nächste Comicreihe mit Saarland-Bezug, „SaarlandAlbum“ *, welche wiederum als Album vom Geistkirch-Verlag veröffentlicht und 2015 sogar als Kurzfilm für den SR umgesetzt wurde. Im selben Jahr erschien im Cornelsen Verlag mit der Comicserie „Faim d’Histoire“, ein Lern-Comic für den Französisch-Unterricht.
  • 2012 wurde dies mit „HiStoryTime“ fortgesetzt, dieses Mal als Ausgabe für den Englisch-Unterricht. Ebenfalls 2012 erschien der von Bernd Kissel gezeichnete Online-Comic „Tödliches Wolfsrudel“ auf zdf.de, der die beiden Fernsehfilme „Mörderisches Wespennest“ und „Tod einer Brieftaube“ miteinander verbindet.
  • 2016 erschien dann der oben erwähnte Band „Münchhausen – Die Wahrheit übers Lügen“ * beim Carlsen Verlag. Im selben Jahr erschien beim Geistkirch-Verlag der Band „Saarlouis – Im Fluss der Zeit“ *, der von Benedikt Loew getextet und von Bernd gezeichnet wurde.
  • Im Oktober 2019 erschien mit „Freistaat Flaschenhals“ * eine weitere von Kissel gezeichnete Graphic Novel beim Carlsen Verlag, die von Marco Wiersch getextet wurde und auf die ich seit der Ankündigung sehr gespannt war. Ebenfalls Ende 2019 veröffentlichte der Conte-Verlag „Saarfari: Lilo und Olli auf Zeitreise“ *, ein Album des Historischen Museums Saar, das auf einem Entwurf Simon Matzerath beruht und von Angela Pfenninger getextet wurde.
  • Seit dem 1. Dezember 2020 erscheinen auf ZEIT-ONLINE die Känguru-Comics in Zusammenarbeit mit Marc-Uwe Kling.
SaarlandAlbum: Vokabeln | Bildquelle: http://bernd-kissel.com/saarlandalbum/

Disclaimer: Dieser Beitrag erschien in einer früheren Version auf Comic-Community.net.

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