Comics begleiten mich schon sehr lange. Auch wenn die Leidenschaft in den letzten Jahren eingeschlafen ist, werden Comics immer einen besonderen Platz in meinem Leben haben. Doch wie kam ich überhaupt zu Comics und warum verlor ich diese Leidenschaft letztlich? Ich sollte wohl ganz am Anfang beginnen.
Als Kind in der DDR war die Auswahl an Comics für mich überschaubar. Das „Mosaik“, der Inbegriff des DDR-Comics, faszinierte mich jedoch umso mehr. Ich vertiefte mich so intensiv in jede neue Ausgabe, dass meine Eltern 1987 beschlossen, mir ein Abonnement dieses monatlich erscheinenden Heftes zu schenken. Dies legte den Grundstein für meine spätere Leidenschaft.
Die Abrafaxe faszinierten mich also. Irgendwann entdeckte ich dann allerdings einen Hardcover-Band, auf dem ebenfalls der Titel Mosaik prangte. Ich weiß gar nicht mehr, wo genau ich den Band entdeckt hatte, wahrscheinlich aber auf dem Dachboden. Er gehörte meinem Stiefvater. Auf ihm abgebildet war ein Ritter auf einem edlen Ross, links und rechts neben ihm sah man zwei Esel oder Maultiere, auf denen jeweils ein Knappe ritt. Die beiden Knappen hatten gewisse Ähnlichkeit mit Abrax und Califax, aber irgendwie sahen sie doch ganz anders aus. Als ich das Buch las, erfuhr ich, dass es sich um Dig und Dag handelte, die Ritter Runkel nach Venedig * begleiten sollten.
Erst später erfuhr ich, dass Dig und Dag noch einen Bruder namens Digedag hatten und die drei zusammen als Digedags bekannt waren. Das Konzept war ähnlich, denn auch die Digedags erlebten Abenteuer an unterschiedlichen Orten und in verschiedenen Zeiten. Deutliche Parallelen zu deren Nachfolgern, den Abrafaxen waren also gegeben.
Schließlich bat ich meinen Vater, der noch ein paar Hefte der Digedags * besaß, auch diese lesen zu dürfen. Später entdeckte ich bei einer Räumungsaktion in der Nachbarschaft, dass sich jemand eines ganzen gesammelten Stapels dieser Hefte entledigen wollte. Kurzerhand fischte ich die noch recht gut erhaltenen Hefte aus dem Abfallcontainer und schleppte sie – sehr zum Leidwesen meiner Eltern – stolz nach Hause, um auch diese zu lesen.


Hier ist ein kleiner Zeitsprung nötig, da mich in den folgenden Jahren hauptsächlich die Abrafaxe und Digedags begleiteten. Dann kam 1989 – das Jahr, in dem die Mauer fiel und die Grenzen nach Westdeutschland geöffnet wurden. Die ersten Kaufhallen änderten ihr Sortiment, und westliche Comics hielten Einzug. Allerdings waren diese für die ostdeutsche Währung damals unbezahlbar.
Der örtliche Zeitschriftenladen hatte plötzlich das „Micky Maus Magazin“ im Regal – zum stolzen Preis von 12 Ostmark. Das Heft war so nah und doch unerreichbar. Damit ich nicht ganz leer ausging, entschied ich mich für eine Sammlung von Comicstrips aus der „FRÖSI“, die mit etwa 3 Mark deutlich günstiger war.
Tatsächlich kannte ich das „Micky Maus Magazin“ und das „Lustige Taschenbuch“ bereits. Die Nachbarstöchter bekamen ersteres regelmäßig stapelweise von ihrer Westverwandtschaft, letzteres schickte mir meine eigene Verwandtschaft aus dem Westen in einem Carepaket. Die Nachbarstöchter besaßen auch das „YPS-Magazin“ – allerdings immer schon ohne das Gimmick. Das störte mich nicht, denn mich interessierten vor allem die Bildergeschichten. Hier entdeckte ich auch „Asterix“, den ich vorher nur aus Zeichentrickfilmen kannte. Nun waren diese Hefte endlich auch hier erhältlich, nur leisten konnte ich sie mir noch nicht. Das musste bis zur Währungsunion warten – dann schlug auch ich endlich zu.
Mit der wachsenden Auswahl erweiterte sich auch mein Interessenspektrum. Die Disney-Titel waren längst nicht die einzigen Comics, die nun in den Regalen der Zeitschriftenhändler und Supermärkte zu finden waren. Besonders begeistert entdeckte ich „Asterix *“ und „Lucky Luke *“ als Alben, von denen ich mir trotz meines spärlichen Taschengeldes immer wieder ein paar Softcover-Ausgaben gönnte. Auch Superhelden, die ich bisher nur aus Fernseh- und Zeichentrickserien kannte, leistete ich mir in Form von Condor-Alben und -Taschenbüchern – was allerdings mein Budget stark belastete.
So groß die Auswahl plötzlich auch war, konnte ich mir natürlich nicht alles leisten. Ein glücklicher Zufall führte mich bald zu einer günstigeren Alternative: Als ich meine Schwester widerwillig in die städtische Bücherei begleitete, entdeckte ich dort ein kleines Paradies – die Comic-Ecke. Hier konnte ich nach Herzenslust stöbern und neue Serien kennenlernen. So machte ich meine ersten Bekanntschaften mit „Isnogud *“, „Walhalla *“ (auch hier kannte ich zuerst den Zeichentrickfilm), „Clever und Smart *“ und vielen anderen. Besonders glücklich machte mich die Entdeckung der Albenreihe „Das Große Goofy – Album: Eine komische Historie *“. Goofy war schon im MMM und dem LTB mein Lieblingscharakter gewesen, und hier vertiefte sich diese „Freundschaft“ noch weiter.
Gimmicks gab es nicht nur in YPS und im Micky Maus Magazin, sondern auch als Beilage zu Lebensmitteln. Nutella steckte damals Mini-Comics in die Deckel. Dabei entdeckte ich überrascht, dass die Zeichentrickserie „Spirou und Fantasio“, die ich bereits aus dem Fernsehen kannte, ursprünglich ein Comic war. Während einer Klassenfahrt nach Dresden fand ich in einer Buchhandlung den Spirou & Fantasio *-Band „Marilyn ist nicht zu stoppen“, den ich mir sofort kaufte. Zurück in meinem verschlafenen Heimatort war es jedoch nicht leicht, weitere Comics zu finden. Eine Buchhandlung mit Comics im Sortiment gab es in unserer Kleinstadt nicht. Zum Glück wusste ich, dass der örtliche Fotoladen auch Bücher führte und ans Bücherbestellsystem angeschlossen war. Auf meine Nachfrage hin bestätigte man mir, dass ich dort die Bände bestellen könnte. Nach und nach bestellte ich mehrere Bände von Janry und Tome, deren dynamischer Zeichenstil mich besonders begeisterte. Später ergänzten einige Bände von „Der kleine Spirou“ * meine kleine, wenn auch nie vollständige Sammlung – sie stammten vom selben Künstlerduo und zeigten statt der Abenteuer des erwachsenen Spirou die Lausbubenstreiche aus seiner Jugend.



1995 erschien dann ein neues Heft auf dem Markt: „Batman Adventures“ *. Da ich zuvor mit großer Begeisterung die Zeichentrickserie „Batman – The Animated Series“ verfolgt hatte, musste ich mir dieses Heft unbedingt kaufen. Meine erste Begegnung mit Batman hatte ich bereits zur Zeit der Grenzöffnung. Bei unserem ersten Besuch in Westdeutschland fielen mir Bullyland-Figuren zu Batman auf. Parallel lief auf Sat1 die Serie aus den 1960ern * – wohl nicht zufällig, da zu jener Zeit auch der erste Batman-Film von Tim Burton in die Kinos kam.
Dass es zu Batman auch Comics gab, entdeckte ich während eines Urlaubs in Ungarn (hier trug Robin interessanterweise ein blaues Kostüm ohne Cape). Diesen schenkte ich damals jedoch keine besondere Aufmerksamkeit, hauptsächlich weil es in Deutschland keine regelmäßige Heftserie zu Batman gab. Das änderte sich 1995 schlagartig. „Batman Adventures“ wurde von mir Heft für Heft gekauft und verschlungen – aber natürlich blieb es dabei nicht.
Beflügelt durch den Erfolg der „Batman Adventures“ nahm Dino mit „Superman“ erstmals eine Reihe aus dem regulären DC-Universum in ihr Programm auf. „DC gegen Marvel“ folgte kurze Zeit später. BÄMM! Sie hatten mich erwischt. Ich muss überglücklich ausgesehen haben, als ich das erste Heft dieser Reihe in unserem Zeitschriftenhandel entdeckte. Ich war nicht nur gefesselt, sondern auch überrascht von den vielen Superhelden, die plötzlich in mein Leben traten.
Wonder Woman und Superman kannte ich bereits aus Film und Fernsehen. Auch den Flash hatte ich kennengelernt, als er ein paar Jahre zuvor als „Roter Blitz“ über unsere Mattscheibe flimmerte. Dass jedoch nicht mehr Barry Allen, sondern ein gewisser Wally West der Flash war, erfuhr ich erst hier.
Ähnlich erging es mir mit Robin. In den neuen Comics war Tim Drake als Robin unterwegs – bereits der dritte (!) Träger dieses Kostüms. Da war auch wieder dieser „andere“ Robin im blauen Kostüm, den ich in der ungarischen Ausgabe während meines Sommerurlaubs entdeckt hatte. Meine damalige Vermutung war also richtig – es handelte sich tatsächlich um den ersten Robin, Dick Grayson, der sich inzwischen Nightwing nannte.
Dann entdeckte ich diesen großartigen Helden namens Green Lantern. Wow, er konnte mit seinem grünen Kraftring alles erschaffen, was er sich vorstellte. Es war um mich geschehen. Dass Kyle Rayner ebenfalls nicht der erste Träger des Rings war, erfuhr ich im hervorragend aufbereiteten redaktionellen Teil von „DC gegen Marvel“. Mehr Details las ich erst später, als Dino zunächst „Der Fall des Hal Jordan“ als Spezialausgabe der J.L.A.-Serie herausbrachte und später die Reihe „Green Lantern“ verlegte.
Dass all diese Superhelden im selben Universum lebten und sogar eine eigene Liga bildeten, faszinierte mich – all die coolen Helden in einem Comic vereint! Natürlich legte ich mir alle Serien zu, auch die Batman-Reihe aus dem klassischen Batman-Universum, die Dino im Fahrwasser von „DC gegen Marvel“ veröffentlichte. Es kam mir zugute, dass ich 1996 meine Lehre begann, mein erstes eigenes Geld verdiente und mir so alle Hefte selbst kaufen konnte.
Die Bahnhofsbuchhandlung in Chemnitz wurde zu einem beliebten Zwischenstopp für mich – entweder früh morgens vor der Arbeit oder nachmittags auf dem Heimweg. Sie hatten wirklich alles im Angebot, und sogar noch mehr. Dort entdeckte ich die Carlsen-Bände von Superman und Batman, die mit Geschichten wie „Supermans Tod *“ und „Wiedergeburt“ oder dem „Sturz Batmans *“ und seiner Rückkehr die Vorgeschichten zu den Dino-Heften lieferten. Diese kaufte ich mir nach und nach. Die Superman-Reihe klärte für mich nicht nur die Herkunft des Superboy, der in „DC gegen Marvel“, „Superman“ und „WF3″ auftauchte (wobei „WF3″ als Zweitserie in den ersten vier Ausgaben der J.L.A. erschien und ein Team-Up zwischen Robin und Superboy zeigte). Ich erfuhr, dass er tatsächlich ein Klon Supermans war. Zudem enthüllte die Reihe die Vorgeschichte zum „Fall von Hal Jordan“.
Der Einstieg ins Green Lantern *-Universum fiel mir besonders leicht, weil Kyle Rayner damals die einzige Green Lantern war. Die Vorgeschichte des Green Lantern Corps und Kyles Vorgänger erschloss sich mir nach und nach durch die Comicserie selbst sowie durch Recherchen im damals noch sehr langsamen Internet. „Der Fall von Hal Jordan“ fand seine Fortsetzung in „Zero Hour“, einem Crossover des DC-Universums, das Dino als J.L.A. Sonderband herausbrachte. Von Dino kaufte ich praktisch alles – zumindest alles, was mit den DC-Superhelden zu tun hatte.
„DC gegen Marvel“ weckte nicht nur mein Interesse an DC Comics, sondern entfachte auch meine Begeisterung für Marvel-Figuren neu, die ich bisher nur aus Condor-Heften, Taschenbüchern und dem Fernsehen kannte. Der Hulk und Spider-Man waren mir vertraut, aber auch die Fantastic Four, Thor und viele andere waren keine Unbekannten für mich. Eine Frage beschäftigte mich jedoch: Warum nannte sich Spider-Man in „DC gegen Marvel“ plötzlich Ben Reilly? Und wieso trug er ein cooleres Kostüm? Die Antworten fand ich, als ich begann, die Condor-Hefte regelmäßiger zu kaufen. Dort tauchte dieser Ben Reilly auf – allerdings unter dem Namen Scarlet Spider. Gerade als die Geschichte richtig spannend wurde, stellte Condor auf einen Schlag alle seine Reihen ein. Was für ein gemeiner Cliffhanger-Moment!
Im Jahr 1997 übernahm Marvel Deutschland die Nachfolge von Condor und startete gleichzeitig die Serien „Spider-Man“ und „X-Men“ neu. Es war ein magischer Moment, als ich nach einem Besuch in der Bahnhofsbuchhandlung diese beiden Ausgaben in den Händen hielt. Die eingeschweißten Hefte enthielten jeweils eine thematisch passende Sammelkarte. Bei „Spider-Man“ führte man sogar den vertrauten Untertitel „Die Spinne“ weiter, unter dem Spidey bei Condor erschienen war. Ich war erleichtert, dass der Name „Spider-Man“ beibehalten wurde. In dieser Zeit traf ich auch meine erste bewusste Entscheidung gegen eine Serie: Die „X-Men“ waren mit zu vielen Charakteren überladen, wodurch ich keinen richtigen Einstieg fand. „Spider-Man“ hingegen blieb ich treu, da die Geschichte weiterhin spannend zu werden versprach. Nach wenigen Ausgaben tauchte Scarlet Spider wieder auf, gefolgt von der – noch heute von mir geliebten – „Klonsaga *„.




In kürzester Zeit hatte ich die prägendsten Storylines meiner vier wichtigsten Superhelden gelesen: Batman („Knightfall“, „Knightquest“ und „Knightsend“), Green Lantern („Der Fall von Hal Jordan“ und Kyles erste Abenteuer, die später in Sammelschubern erschienen), Superman („Tod und Rückkehr“) und Spider-Man („Die Klonsaga“). In Chemnitz eröffnete damals ein kleiner, aber feiner Comicladen, in dem ich meine Lieblingstitel abonnierte. Dieser Laden hatte sich auf Superhelden-Comics und Videospiele spezialisiert und bot eine beachtliche Auswahl an US-Titeln – sowohl ältere als auch aktuelle Ausgaben.
Für nicht ins Deutsche übersetzte Serien wie Nightwing oder Superboy richtete ich mir ebenfalls kleine Abos ein. Green Lantern teilte sich in Deutschland mittlerweile ein Heft mit Flash, der zuvor eine kurzlebige eigene Reihe mit nur vier Ausgaben hatte. Offenbar versuchte man, diese beiden „Zweite-Reihe-Helden“ gemeinsam an die Leserschaft zu bringen. Doch am Horizont der deutschen DC-Comics zogen bald dunkle Wolken auf: Der Dino Verlag stellte alle seine Superhelden-Titel ein. Resignation machte sich in mir breit. Zum ersten Mal überkam mich der Gedanke, die ganze Comic-Sache aufzugeben. Das war wieder so ein gemeiner Cliffhanger-Moment…
Obwohl der Gang in den Comicladen nicht mehr dasselbe Erlebnis war, kaufte ich weiterhin Spider-Man und meine US-Abos. Durch das Comicforum erfuhr ich von der erfreulichen Nachricht: „DC Deutschland“, ein Schwester-Label von „Marvel Deutschland“, hatte die DC-Titel übernommen. Neue Hoffnung keimte in mir auf. Der Verlag, der inzwischen sein Marvel-Sortiment erweitert hatte, sicherte sich die Rechte für die Veröffentlichung der DC Comics in Deutschland. Neben „Marvel Deutschland“ etablierte sich nun auch „DC Deutschland“ in der deutschen Comiclandschaft. Auf meinen Lieblingshelden Green Lantern musste ich allerdings noch etwas warten, weshalb ich dessen Abenteuer weiterhin im US-Format verfolgte. Im Jahr 2000 erschienen dann endlich zwei Sonderbände mit Green Lantern, darunter ein spannendes Crossover mit dem Flash.
2001 verließ ich meine sächsische Heimat und zog ins hessische Offenbach. Durch die Nähe zu Frankfurt eröffnete sich mir eine ideale Möglichkeit, Comics zu beziehen. Frankfurt beherbergte damals drei Comicläden in der Innenstadt. Bei meinem ersten Besuch im Jahr 2000 entdeckte ich den Comicladen in der Berliner Straße. Michael, der Verkäufer dort, empfing mich so herzlich und offen, dass ich mich sofort willkommen fühlte. Ich entschied mich 2001, diesen Laden zu meiner festen Anlaufstelle für Comics zu machen.
Der Zeitpunkt hätte nicht besser sein können, denn 2001 brachte DCD eine neue „Green Lantern“-Serie heraus – die jedoch leider nach nur vier Ausgaben eingestellt wurde. Erneut lag ein dunkler Schatten über dem strahlenden grünen Licht in Deutschland. Daher blieb ich den US-Ausgaben treu, verfolgte aber parallel viele andere DC-Titel in deutscher Übersetzung.
Später erfuhr ich von Michael, dass es in Frankfurt einen Comic-Stammtisch gab. Die Aussicht, mich mit Gleichgesinnten persönlich auszutauschen – nicht nur virtuell im Internet, sondern tatsächlich von Angesicht zu Angesicht – war äußerst verlockend. Ich ließ mich in den Verteiler aufnehmen. Anfangs fühlte ich mich zwar etwas unsicher als „der Neue“ in einer bereits eingespielten Gruppe. Obwohl keiner der Teilnehmer wie ich damals ausschließlich Superhelden-Comics las, wurde ich sehr freundlich aufgenommen. Der Stammtisch gefiel mir so gut, dass ich fortan regelmäßig teilnahm.
Marvel Deutschland und DC Deutschland wurden allmählich zu Panini Comics umbenannt. Green Lantern hatte noch ein paar Auftritte in den Reihen „DC präsentiert“ und „DC Premium“, doch eine eigene Reihe ließ weiterhin auf sich warten. Die „Identity Crisis“ war ein großartiges Crossover, das ohne epische Schlachten auskam und sowohl Helden als auch Schurken von ihrer menschlichsten Seite zeigte.
Auch virtuell blieb ich aktiv, damals hauptsächlich im Comicforum. Dort stellte ein neuer User namens >>Riz! eine folgenreiche Frage: „Green Lantern Film: Wer wäre die Idealbesetzung?“ Die daraus folgende Diskussion führte nicht nur zu einem virtuellen Casting, sondern inspirierte einige Forum-Mitglieder, gemeinsam ein Fan-Drehbuch für einen Green Lantern-Film zu schreiben. Zu dieser Gruppe gehörten neben >>Riz! und mir noch babs, theblacksteel und Emil_Boskop. Sicherlich habe ich einige User vergessen, die anfangs noch mitschrieben, aber auf diesen Kern an Leuten pendelte es sich schließlich ein.
Um das Hauptforum nicht mit unseren Beiträgen zu überladen, erstellte ich kurzerhand ein eigenes kleines Forum. Unser Fanprojekt „DC-Fanmovies“ war geboren. Bald entstand der Wunsch, sich persönlich zu treffen. Theblacksteel lud uns alle nach Berlin ein, und im Frühjahr 2004 fand der erste GLMAK (Green Lantern Movie Autoren Konvent) statt. Die Gruppe verstand sich auf Anhieb auch im echten Leben prächtig – so, als würden wir uns schon lange kennen. Der GLMAK wurde in den Folgejahren zu einer festen Tradition. Ein Höhepunkt war stets die Comicshop-Tour mit dem anschließenden Auspacken und Begutachten der erbeuteten Schätze.
In den folgenden Jahren blühte meine Comic-Leidenschaft regelrecht auf. Der Herbst wurde zum jährlichen Höhepunkt, da ich sowohl die Frankfurter Buchmesse als auch mehrfach die Comic-Action in Essen besuchte. Die düsteren Zeiten für Green Lantern endeten endlich mit „Green Lantern Rebirth“, wodurch GL in die erste Reihe der Superhelden aufstieg. Ironischerweise liegt heute wieder ein Schatten auf dieser Miniserie, da der Zeichner Ethan VanSciver, der mittlerweile den Bezug zur Realität verloren hat, für diese und weitere Ausgaben gestalterisch verantwortlich zeichnete. „Green Lantern Rebirth“ bereitete den Boden für ein neues Green Lantern Corps, dessen Gegenstück, das Sinestro Corps, sowie weitere Corps-Varianten, die sich über das gesamte Lichtspektrum verteilten. Panini veröffentlichte Green Lantern zunächst als gut aufgenommene Sonderband-Reihe. Der Höhepunkt war schließlich das Crossover „Blackest Night“ *, das seine Wurzeln im GL-Mythos hatte, aber das gesamte DC-Universum umfasste. Einige Jahre später erschien dann der lang ersehnte Green Lantern-Film, der – rückblickend betrachtet – leider nicht an die Qualität der Vorlage heranreichte.





Meine Leidenschaft für Comics beschränkte sich längst nicht mehr auf das bloße Sammeln und Lesen. Es entstanden weitere Interessengemeinschaften, darunter ein kurzlebiger Panini-Stammtisch, bei dem ich breedstorm kennenlernte. Jenseits der DC-Welt entdeckte ich bei Marvel wahre Schätze wie die Captain America-Storyline „Winter Soldier“ *, „Planet Hulk“ * oder das Event „Civil War“ *.
Auch auf der Kinoleinwand gewannen Superhelden zunehmend an Präsenz. Die Marvel-Helden eroberten – mit wenigen Ausnahmen – erfolgreich die Kinos und machten Superheldenfilme mainstream-tauglich. Von diesem Trend profitierte später auch die „Dark Knight“-Trilogie * aus den Häusern DC, WB und Legendary Pictures.
SpätSpäter erstellte >Riz! sein erstes Comicprojekt nach einem Skript von Led Sepp, was zu wertvollen neuen Freundschaften führte. Gemeinsam veröffentlichten Sepp und >>Riz! das Werk „In Z*ppa we trust“ 2006 auf dem Comic-Salon, wo ich am Stand aushalf. Dies war meine erste Teilnahme an dieser Veranstaltung, die ich in den folgenden Jahren regelmäßig besuchte. Aus unserem DC-Fanmovies-Projekt entwickelte sich die „Comic-Community“, die meinen Horizont erheblich erweiterte. Ich entdeckte nicht nur Graphic Novels für mich – auch Alben, diese herausragenden Beispiele der neunten Kunst, gewannen wieder meine Aufmerksamkeit.
Das T3 (Terminal Entertainment) wurde mein neuer Stammladen, in dem ich zeitweise ehrenamtlich den Blog und die Facebook-Seite betreute. Michael Marschall, der Organisator des Frankfurter Comicstammtischs, übertrug mir diese Verantwortung für den Stammtisch – eine Aufgabe, die ich mehrere Jahre innehatte. 2012 gründete ich zusammen mit breedstorm und Led Sepp den Podcast „Comic-Cookies“, bei dem ich bis 2019 aktiv mitwirkte.
2019 markierte einen Wendepunkt in meinem Leben. Comics hatten es übersättigt. Der Blog „Comic-Community“ und der Podcast „Comic-Cookies“ brachten redaktionelle Pflichten mit sich, die meine Leidenschaft in einen Zwang verwandelten – Comics wurden zu etwas, das ich konsumieren musste, statt es zu genießen. In den Jahren zuvor hatte ich eine erdrückende Menge an Comics angesammelt, oft getrieben vom Gefühl, bei Signierterminen und Messen kaufen zu müssen. Mein Bestreben, als eine Art Comic-Botschafter zu fungieren, führte paradoxerweise dazu, dass ich die Freude an meinem einstigen Hobby verlor.
Die pandemiebedingte Unterbrechung meines Comic-Konsums schuf Raum für dringend benötigte Selbstreflexion. Letztendlich gab ich sowohl die „Comic-Cookies“ als auch die „Comic-Community“ auf und trat als Stammtisch-Organisator zurück. Seitdem besuche ich den Stammtisch nur noch selten, was nicht zuletzt daran liegt, dass ich Schwierigkeiten habe, mich mit dem Stil des neuen Organisators zurechtzufinden. Seit 1987 hatte meine Begeisterung für Comics zwar Höhen und Tiefen erlebt, war aber nie vollständig erloschen – bis 2019. Die Verantwortung dafür trage ich selbst: Ich hatte einfach nicht gelernt, „nein“ zu sagen. Nun wünsche ich mir, Comics wieder als etwas Besonderes genießen zu können.
Kein anderes Medium hat mich jemals so gefesselt und begeistert wie Comics. In ihnen wird das Unmögliche möglich – Dinge, die die Vorstellungskraft übersteigen und zugleich emotional berühren. Ich hoffe, dass viele Menschen diese Leidenschaft für Comics entdecken können. Auch wenn ich es mir momentan nicht vorstellen kann – wer weiß? Vielleicht erwacht sie irgendwann auch in mir wieder.
Wie ich anfangs erwähnte, werden Comics immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben. Als Leser nähere ich mich ihnen bereits wieder an, obwohl es mittlerweile auch andere Wege gibt, diese Geschichten zu erleben. Allen Comic-Liebhabern wünsche ich wundervolle Erfahrungen mit neuen, aufregenden und fesselnden Erzählungen. Möge die Inspirationsquelle großartiger Autoren und Künstler niemals versiegen.



Hinweis: Eine frühere Version dieses Beitrags erschien auf Comic-Community.net als Teil einer von Bastian Richelshagen initiierten Blog-Parade zum Thema „Leidenschaft Comic“.
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Ein Gedanke zu “ÜBER MEINE COMIC-LEIDENSCHAFT”