2012 gründete ich mit zwei Comic-Freunden den Podcast „Comic-Cookies“. Bis 2019 produzierte ich diesen Podcast aktiv mit. Hier könnt Ihr nachlesen, wie es zur Gründung der Comic-Cookies kam und warum ich heute kein aktiver Teil des Podcasts mehr bin.
- (Meine) Entdeckung der Podcasts
- Die Gründung der Comic-Cookies
- Die Comic-Cookies im Wandel
- Über meinen Ausstieg
- Ein neuer Start
- Die Comic-Cookies hören
(Meine) Entdeckung der Podcasts
Als ich 2012 auf die Idee kam, die Comic-Cookies zu starten, war ich selbst noch nicht lange, aber bereits leidenschaftlicher Podcast-Hörer. Diese Begeisterung entwickelte sich allerdings erst beim zweiten Anlauf. Bei meinem ersten Kontakt mit Podcasts musste man diese entweder am PC hören oder umständlich auf einen MP3-Player übertragen. Dafür war ich schlichtweg zu faul – schließlich sollte Technik das Leben einfacher machen, nicht komplizierter. Ich war ohnehin nie ein typischer Early Adopter. Ähnlich erging es mir mit Instagram: 2011 installiert, kurz ausprobiert, keinen Mehrwert erkannt, abgehakt. Erst Jahre später lernte ich, es sinnvoll für mich zu nutzen.
Erst Smartphones machten Podcasts für mich wieder interessant. Anfang der 2010er Jahre hörte ich gelegentlich eine Radiosendung mit Holger Klein, den ich sehr zu schätzen lernte. Da diese allerdings immer nachts lief, bekam ich sie nur zufällig mit – etwa auf dem Heimweg vom Comic-Stammtisch. Dies erinnerte mich an das Format Podcast und ich dachte: „Vielleicht hat er ja einen eigenen?“ Mit dem Smartphone konnte ich das schnell überprüfen – und tatsächlich: Holger war an mehreren Podcasts beteiligt, viele davon produzierte er selbst. Nach und nach hörte ich in all seine Formate hinein, einige höre ich noch heute. Durch Holgers Sendungen entdeckte ich weitere spannende Podcasts, und meine Hörliste wuchs rasch an.
Zum Thema Comics fand ich jedoch nichts Passendes. Es gab zwar den „Zeitgeist“, der aber inzwischen hauptsächlich als Video erschien. „Nerd Nerd Nerd“ existierte damals vermutlich auch schon, aber diesen Podcast hatte ich nicht entdeckt. Zu dieser Zeit war iTunes meine einzige Quelle für Podcasts – was dort nicht gelistet war, blieb mir unbekannt.
Die Gründung der Comic-Cookies
Kommen wir zum Jahr 2012. Die Comic-Community, die aus früheren Fanprojekten hervorgegangen war, bestand zu diesem Zeitpunkt bereits seit einigen Jahren. Eines Tages fasste ich einen Entschluss: „Wenn es keinen Podcast zu Comics gibt, dann mache ich eben selbst einen!“
Für den Podcast stellte ich mir ein Team von drei Personen vor, da ich der Überzeugung war, dass diese Anzahl eine optimale Balance zwischen verschiedenen Perspektiven und einer noch überschaubaren Gesprächsdynamik bieten würde.
Meine erste Wahl fiel auf Breedstorm, den ich bereits seit vielen Jahren kannte. Er war nicht nur ein langjähriges und aktives Mitglied der Comic-Community, sondern besaß auch die besondere Fähigkeit, Comics analytisch zu betrachten und seine Gedanken gleichzeitig eloquent und unterhaltsam zu formulieren. Damit stand meine Entscheidung für den ersten Podcast-Partner schnell fest – vorausgesetzt natürlich, er konnte sich das auch vorstellen.
Dann gab es noch Uwe. Er war zweifellos der produktivste Autor der Comic-Community. Allerdings nutzte er die Plattform auch für Texte, in denen er Personen beleidigte, die „es sich bei ihm bis in die Steinzeit verschissen“ hatten. Ich hatte Bedenken, dass Uwe zum Podcast passen würde, da im Gespräch Worte oft unbedachter fallen als in geschriebenen Texten. Die Entscheidung, ihn nicht in die Comic-Cookies einzubinden, erwies sich später als richtig, als er in einem weiteren Text erneut verbal ausfällig wurde.
Für die dritte Position im Team fiel meine Wahl auf Sepp – sofern er Interesse hätte. Er verband eine tiefe Leidenschaft für Comics mit beeindruckendem Fachwissen. Sepp kann stundenlang begeistert über verschiedene Serien, Zeichner und Storylines sprechen, ohne dass ihm je der Gesprächsstoff ausgeht. Seine Wahl lag besonders nahe, da wir uns kurz zuvor beim Comic Salon in Erlangen getroffen und gemeinsam einige inspirierende Tage verbracht hatten. Dort hatte ich erneut sein außergewöhnliches Talent erlebt, Comics nicht nur analytisch zu betrachten, sondern auch seine Begeisterung dafür authentisch zu vermitteln.
Also schlug ich breedstorm und Sepp vor, uns zunächst entspannt in einem Frankfurter Brauhaus zu treffen, wo wir in den Vorjahren stets nach der Buchmesse eingekehrt waren. Da Sepp in der Nähe wohnte, vereinfachte dies unser Treffen erheblich. Mitten im Gespräch zog ich spontan mein Smartphone heraus und sagte: „Lasst uns weiter über Comics reden – ich nehme das jetzt einfach mal auf!“ Trotz der simplen Aufnahmetechnik waren wir alle erstaunlich gut zu verstehen.
Mein Vorschlag, solche Gespräche monatlich als Podcast zu veröffentlichen, überzeugte beide. Sepp diskutierte ohnehin leidenschaftlich gern über Comics, und breedstorm hatte ebenfalls Freude daran – solange er sich nicht um die Technik kümmern musste. Ich selbst war zwar nie der große Redner, genoss es aber stets, den beiden beim Fachsimpeln zuzuhören. Daher erklärte ich mich bereit, nicht nur an den Gesprächen teilzunehmen, sondern vor allem den technischen Part zu übernehmen.
Im Juni trafen wir uns dann in Sepps Wohnung und nahmen die erste Folge der Comic-Cookies auf. Als Aufnahmegerät diente ein Smartphone mit aufgestecktem iRig-Mikrofon. Ich hatte bereits erfahren, dass man die Soundqualität mit auphonic verbessern konnte, was uns den Einstieg deutlich erleichterte. Auch einen Podcast-Hoster fanden wir schnell. Die Comic-Cookies gingen am 8. Juli 2012 erstmals online.
CC EP 01: “Aus dem Küchenstudio” – Comic-Cookies
Tatsächlich bereitete uns der Podcast so viel Freude, dass wir monatlich mindestens eine neue Folge produzierten. Mit wachsendem Engagement investierte ich zunächst in ein Zoom-Aufnahmegerät, dem kurz darauf ein zweites folgte.
Die Comic-Cookies im Wandel
Die Zeit verging wie im Fluge und – schwups – waren zwei Jahre vorüber. Am Tisch im Brauerei-Lokal hätte keiner von uns gedacht, dass die Comic-Cookies so lange erscheinen würden. 2014 veränderte sich Sepps berufliche Situation, wodurch er in seine Heimat zurückkehrte. Dies machte regelmäßige Aufnahmen mit ihm unpraktikabel. Allerdings blieb er als gern gehörter Gast erhalten – und im Intro sowieso.
Mit Oni, die ich vom Comic-Stammtisch kannte, fanden wir bald die neue Dritte im Bunde. Zur Unterstützung brachte sie gelegentlich auch Feli und/oder ihren Mann Al mit. Als wir Basti, einen unserer Hörer, erstmals als Gast einluden, entstand aus dieser Begegnung ein weiterer Nerd-Podcast: „Etage 13″. Parallel zu dieser Entwicklung verbesserte ich auch unsere technische Ausstattung und schaffte das Zoom H6 mit vier Headset-Mikrofonen an.
Zwei Jahre später stand die nächste Veränderung bevor: Auch Oni und Al zogen Ende des Jahres fort, da sich ihre Lebenssituation änderte. Ein Muster schien sich abzuzeichnen. Breedstorm und ich machten zunächst zu zweit weiter, luden dafür aber hervorragende Gäste ein. In dieser Phase entstand der erste von drei Podcast-Gesprächen mit Horst Gotta vom Splitter-Verlag – deutlich bevor Splitter seinen eigenen Podcast ins Leben rief. Ich führte Diskussionen mit Christina über DC-Comics, und gemeinsam berichteten wir von der German Comic Con. Dabei war erstmals auch Leger Legende zu Gast, der später auch an der zweiten Splitter-Episode mitwirkte.
Eines Tages sprach mich in meinem Stamm-Comicladen ein junger Mann im Superman-Anzug an, der meine Stimme erkannte, weil er unseren Podcast hörte. Es war Andi, der kurz darauf seinen eigenen Podcast „Tele-Stammtisch“ gründete und später auch bei uns zu Gast war. Leger Legende kam als neues Stammmitglied zu den Comic-Cookies hinzu. Allerdings mussten er und breedstorm sich aufgrund logistischer Herausforderungen bei den Aufnahmen abwechseln.
Mit der Zeit bereicherten immer mehr Gäste unseren Podcast. Beim Comic Salon war beispielsweise Andi Preller von „Das Alles“ regelmäßig dabei – ein stets gern gehörter Gast, der bereits 2014 das erste Comic-Podcaster-Crossover initiierte. 2018 folgte ein zweites Crossover, diesmal auf Einladung von Tele-Stammtisch-Andi. Auch Sepp kehrte dank gemeinsamer Treffen mit breedstorm und bei Veranstaltungen in Erlangen immer wieder zurück. Patrick wiederum stolperte während einer Buchmesse-Aufnahme zu uns und wurde zum wiederkehrenden Gast. Natürlich gab es noch viele weitere Gäste – aber warum erzähle ich das alles so ausführlich? Ihr könnt es ja selbst nachhören! 😉
Über meinen Ausstieg
Spätestens 2019 wurde mir klar, dass meine Begeisterung für die Comic-Cookies erschöpft war. Ich spürte (und spüre noch heute), dass meine persönliche Geschichte mit diesem Podcast zu ihrem natürlichen Ende gekommen ist. Dies manifestierte sich auf verschiedene Weise, hauptsächlich aber durch zwei Faktoren:
Zum einen war meine Intention, als ich startete, wie schon oben beschrieben, dass es kaum Podcasts zum Thema Comics gab. Das hatte sich über die Jahre deutlich geändert. Inzwischen waren einige gute Formate hinzugekommen (aber um ehrlich zu sein auch weniger gute – das ist jedoch letztlich subjektiv). Ein paar Comic-Podcasts sind sogar schon wieder verschwunden. Schaut dazu gerne mal in meine Sammlung deutschsprachiger Comic-Podcasts. Diese Entwicklung sorgte bei mir für eine gewisse Übersättigung. Das ist nicht weiter schlimm und schließlich allein mein Problem, aber so funktioniere ich eben.
Außerdem hatte ich zunehmend das Gefühl, meinen eigenen wachsenden Ansprüchen an den Podcast nicht mehr gerecht werden zu können. Ich genügte mir selbst einfach nicht mehr. Das Schneiden wurde – mild ausgedrückt – zur Anstrengung, weil ich mir und meinem (vielleicht nur subjektiv wahrgenommenen) Scheitern selbst zuhören musste.
Hinzu kam ein weiteres, zunehmend belastendes Gefühl: „Ich muss regelmäßig Comics lesen, um kompetent und aktuell darüber sprechen zu können!“ Was einst als freudiges Eintauchen in Bilderwelten begann, verwandelte sich allmählich in eine Pflichtübung mit Termindruck. Die entspannte Lektüre, die ich früher nach Lust und Laune genießen konnte, wurde zu einer selbstauferlegten Verpflichtung mit unsichtbarer Checkliste. Diese Motivationsveränderung wirkt bei meiner Persönlichkeit besonders kontraproduktiv – sobald Freizeitaktivitäten den Charakter von Pflichtaufgaben annehmen, verlieren sie für mich ihren ursprünglichen Reiz und werden zur Last.
Diese Faktoren führten letztlich dazu, dass mir die Arbeit an den Comic-Cookies keine Freude mehr bereitete. Was als begeisterndes Projekt mit Leidenschaft begann, wurde zur Quelle von Stress und Unbehagen. Die ursprüngliche Freude am gemeinsamen Comic-Diskutieren wich einem Gefühl der Verpflichtung. Nach reiflicher Überlegung und mit einer gewissen Wehmut zog ich schließlich die persönliche Reißleine und beendete mein Kapitel bei den Comic-Cookies.
Ein neuer Start
Ich war überzeugt, dass die Cookies mit einem neuen Team (neben breedstorm, der weiterhin mit Begeisterung dabei war) nur gewinnen konnten. Frische Perspektiven und neue Energie würden dem Podcast gut tun und ihn mit innovativen Ideen bereichern. Der Comic-Kosmos ist so vielfältig – unterschiedliche Stimmen und Blickwinkel könnten das Format nur verbessern. Außerdem glaubte ich fest daran, dass andere Personen mit mehr Enthusiasmus und weniger Ermüdungserscheinungen den Podcast auf ein neues Niveau heben würden.
Mein erster Gedanke fiel auf Andi vom Tele-Stammtisch, der mittlerweile eine beeindruckende Podcast-Expertise und ein umfangreiches Netzwerk aufgebaut hatte. Erfreulicherweise konnte sich Andi die Übernahme der Comic-Cookies vorstellen. Ich gab den Podcast also vertrauensvoll in seine Hände und war gespannt, wen er noch ins Team holen würde oder ob es zunächst bei ihm und breedstorm bleiben würde.
Patrick, der bereits als Gast bei den Comic-Cookies mitgewirkt hatte und mittlerweile ein etabliertes Mitglied des Tele-Stammtisch Podcasts ist, wurde Teil des neuen Kernteams. Er bringt eine unvoreingenommene Sichtweise mit und nähert sich Comics aus einer authentisch wirkenden Perspektive. Seine Begeisterung für Filme und sein natürlicher Zugang zu Comics – nicht überladen von theoretischem Hintergrundwissen – bieten einen interessanten Kontrast zu den anderen Team-Mitgliedern. Ich war gespannt, wie sich diese Dynamik im Podcast entwickeln würde.
Besonders erfreut war ich über die Zusage von Andi Preller. Als erfahrener Moderator eigener Podcasts brachte er eine klare Struktur in die Sendung und hob mit seinem umfangreichen, detailverliebten Comicwissen die Gespräche auf ein neues Niveau. Seine Fähigkeit, komplexe Comic-Themen verständlich aufzubereiten und gleichzeitig Diskussionen zielgerichtet zu lenken, machte ihn zu einer wertvollen Bereicherung für das Team.
Breedstorm, als verbliebenes Gründungsmitglied, ist weiterhin voll in seinem Element – und das im positivsten Sinne. Seine anhaltende Begeisterung für Comics und seine einzigartige Perspektive bleiben ein unverzichtbarer Bestandteil der Podcast-Identität. Die Kontinuität, die er verkörpert, bildet eine wichtige Brücke zwischen den ursprünglichen Cookies und der neuen Ausrichtung.
Leider ist Andi Preller inzwischen nicht mehr Teil des Teams. Er hat die Comic-Cookies aus persönlichen Gründen verlassen – eine Entscheidung, die ich angesichts meines eigenen Werdegangs vollkommen nachvollziehen kann.
Neu im Team ist Steffi, die als begeisterte Comic-Enthusiastin eine erfrischende Dynamik in die Gesprächsrunden bringt. Schon in ihren ersten Episoden wurde deutlich, wie sehr sie das Medium Comic liebt und wie eloquent sie ihre Gedanken formuliert. Ihre Perspektive bereichert die Diskussionen mit neuen Blickwinkeln, und ihr Enthusiasmus ist in jeder Folge spürbar. Es ist offensichtlich, dass sie nicht aus Pflichtgefühl teilnimmt, sondern mit echter Leidenschaft über Comics spricht. Ihr Engagement verleiht dem Podcast eine zusätzliche Dimension und trägt wesentlich zur Weiterentwicklung der Comic-Cookies bei.
Ich empfinde tiefe Dankbarkeit für das großartige neue Team, das den Podcast mit frischer Energie und vielfältigen Blickwinkeln weiterführt und weiterentwickelt. Obwohl die Entscheidung, den Podcast loszulassen, alles andere als schnell und leichtherzig getroffen war, bin ich sehr froh über die Entwicklung. Es macht mir nun wieder viel Spaß, den Cookies einfach nur zuzuhören.
Die Comic-Cookies hören
Über den folgenden Link könnt Ihr die Comic-Cookies in Eurem Podcatcher abonnieren.
Weitere Quellen, über die die Comic-Cookies zu hören sind, findet Ihr hier: